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Die wilden 80er Jahre -Welcome back!

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Schulterpolster, Perlenketten, Föhnfrisuren, Cowboyhüte, Ballerinas und Leggings – alle sind sie wieder da. Zwanzig Jahre ist es her, seit Modefreaks sich das erste Mal in diesem extrem konträren Stil-Mix austoben konnten. Ein kurzer Rückblick auf die Lifestyle-Bühne der 80er macht das Wiedersehen mit ihren Protagonisten noch amüsanter.

Trends wechseln immer schneller. Dafür werden die Zeitabstände, in denen sie sich wiederholen, immer kleiner. Retrospektiven konträrer modischer Symbole und Designer anderer Dekaden sind im aktuellen Stil-Mix unumgänglich. Allein wie oft in den vergangenen fünf Jahren die 50er, 60er, 70er und 80er Jahre als Inspirationsquelle modischer Neuinterpretationen dienten, ist kaum nachvollziehbar. Einzig die 80er taten sich schwer, es vom Modetrend in den Mainstream zu schaffen. Jetzt aber ist es amtlich: sie sind wieder da. Bunt, exzentrisch, unübersehbar.

Wie von selbst erscheinen plötzlich auch ihre Leitbilder wieder im Kopfkino derer, die sie hautnah erlebten. Egal ob als Yuppie (young urban professional persons), als Mitglied jener neuen Generation junger Städter, für die nach der Hippiezeit der 70er Jahre Karriere und materieller Wohlstand an erster Stelle standen. Oder als Popper, die sich ausschließlich in hochwertigen, exklusiven Modemarken und mit Hochglanztolle in asymmetrischem Kurzhaarschnitt unter ihresgleichen trauten. Oder als Punk, in der schrillen Gegenbewegung zur Konsum- und Lable-Gesellschaft. Alle Extreme und unzählige Zwischenwelten wurden gefeiert. Alles ging.

Im Industrie-Design kamen stromlinienförmige Produkte en vogue. Bekanntestes Beispiel: der „Walkman“. Das tragbare Kassettengerät der Firma Sony gehörte in jede Schultasche, Handtasche und Reisetasche, 330 Millionen Stück wurden verkauft. Als Gegenreaktion zum Hightech-Design gründete Ettore Sottsass die italienische Möbel-Designgruppe „Memphis“ und brachte elementare Formen wie Kegel, Kugel, Pyramiden und Würfel in knallbuntem Pop-Art-Design in trendorientierte Wohnungen. Karl Lagerfeld gehörte zu seinen berühmtesten Fans.

„Keine Atempause, Geschichte wird gemacht, es geht voran“ propagierte die Neue Deutsche Welle-Band „Fehlfarben“. David Bowie, aber auch die Gruppe „Spandau Ballet“ läuteten eine androgyne New Romantik-Welle ein. Annie Lennox stilisierte sich mit raspelkurzem Haar und strenger Männerkleidung zur Frontfrau der „Eurythmics“. Boy George, der charismatische Sänger der New Wave-Band „Culture Club“ sang sich mit leichtem Pop Soul in die Herzen des Disko-Publikums.

Gleichzeitig sorgte die Punk-Rock-Band „Sigue Sigue Sputnik“ aus England für Skandale. Kontrovers und medienwirksam inszenierte Pop-Ikone Madonna ihre Musikvideos („Like a Virgin“, „Material Girl“) und setzte damit Modetrends. Kopiert wurden von nun an ihre Kruzifixe, Perlenketten, bauchfreien Tops, Lederarmbänder und Bustiers. Und das war nur der Anfang. Schnell etablierte sie sich als Sex-Symbol, ließ sich in Lagerfeld, Lacroix, Chanel und Gaultier fotografieren, denn die Top-Designer kreierten jetzt exzentrische Mode für selbstbewusste Frauen.

Auf den Pariser „Prêt à Porter-Schauen“ setzte Claude Montana Zeichen mit seiner legendären architektonischen Y-Silhouette. Er machte überdimensionale Schultern, Stehkrägen und Zippverschlüsse, aber auch die Farben Kobaltblau und Lila über Jahre zum „Must have“ aller Mode-Päpstinnen. Bei Chanel wurden Perlen extravagant in Szene gesetzt, gleich kiloweise komplettierten sie elegante Stadtkostüme und Hosenanzüge.

Auch Romeo Gigli sparte nicht mit glitzerndem Beiwerk, er schmückte seinen opulenten New-Oriental-Style mit Kaskaden bunter Glasperlen. Vivienne Westwood dagegen schickte wilde Punkmode auf den Laufsteg. Ihre Modenschauen gerieten zu farbenfrohen Happenings, in denen Publikum und Modelschar nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Moschino amüsierte sich über den Lable-Wahn seiner Zeit mit flächendeckenden Mustern aus Gold-Emblemen, Orden und Kronen mit prächtigen Pailletten und Perlenstickereien.